Albrecht Meeusen von der Vereinigung der Rotterdamer Schiffsmakler (VRC), Peter de Graaf von Portbase und Jan Janse von der Seehafenpolizei Rotterdam sind sich einig: Die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Behörden war der Schlüssel für die erfolgreiche Einbindung des Deepsea-Sektors in die Secure Chain. Alle drei sehen darin die Grundlage für weitere Entwicklungen.
Vorsitzender VRC, Albrecht Meeusen
„Ganz typisch für Rotterdam“
„Gemeinsam ein von allen individuell empfundenes Problem angehen zu wollen, ist typisch für Rotterdam. Das sieht man in keinem anderen Hafen“, so VRC-Vorsitzender Albrecht Meeusen. „Die Einführung der Secure Chain hat die Bereitschaft von Unternehmen, auf der Grundlage von Kollegialität gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, weiter gestärkt. Dies ist wirklich etwas Einzigartiges.“ Er erklärt, dass Reedereien und Schiffsmakler allein niemals das derzeitige Ergebnis hätten erzielen können. „Der Fokus auf die Schaffung eines sicheren Arbeitsumfelds für ihre Mitarbeiter ist für jede Reederei und jeden Schiffsmakler von größter Bedeutung. Als einzelnes Unternehmen kann man jedoch eine bestehende, über die gesamte Logistikkette hinweg akzeptierte Arbeitsweise nicht ändern. Daher ist für einen geeigneten Ansatz die gesamte Kette gefragt.“
„Gemeinsam haben wir die Logistikkette wirklich sicherer gemacht“
Der Wendepunkt war für Meeusen der Druck, den die Behörden unter der Führung von Bürgermeister Aboutaleb vor einigen Jahren ausübten, um konkrete Maßnahmen gegen Unterwanderung zu ergreifen. „Die von Portbase entwickelte Lösung hat anschließend für eine weitere positive Dynamik gesorgt. Gemeinsam haben wir die Kette wirklich sicherer gemacht. Entscheidend ist nun, diesen Weg fortzusetzen und die Secure Chain weiterzuentwickeln.“
„Gemeinsam können wir als Kette hervorragende Ergebnisse erzielen“
Die Secure Chain hat den Grundstein für eine weitere öffentlich-private Zusammenarbeit gelegt, davon ist Meeusen überzeugt. Die Parteien stehen nun in engerem Kontakt miteinander. Dies können wir beispielsweise auch für Lösungen für die zu erwartenden Verkehrsbehinderungen im Hafen aufgrund umfangreicher Straßenbauarbeiten oder für die weitere Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Hafenlogistikketten nutzen. Die Secure Chain hat gezeigt, dass wir als Kette gemeinsam hervorragende Ergebnisse erzielen können.“

Geschäftsführer Portbase, Peter de Graaf
Gegenseitiges Vertrauen und Engagement,
verbunden mit Wirksamkeit
Für Peter de Graaf, Geschäftsführer von Portbase, sind gegenseitiges Vertrauen und Engagement, verbunden mit Wirksamkeit, die Grundlage für den Erfolg der Secure Chain. „Von der Hafenbehörde Rotterdam über den Hafenmeister, die Seehafenpolizei und den Zoll bis hin zur Gemeinde Rotterdam haben alle dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Notwendigkeit sicherer Arbeitsbedingungen zu schärfen. Der Markt hat dies gut aufgenommen und sich angemessen dafür eingesetzt. Aus unserer neutralen, zentralen Position im Hafen heraus haben wir anschließend mit Portbase eine für alle praktikable Lösung geschaffen und den gesamten Prozess unterstützt.“
Der gewählte Ansatz habe sich als sehr wirkungsvoll erwiesen, so De Graaf weiter. „Durch die Einbeziehung aller Beteiligten in jeden Prozessschritt entstand ein starkes Gefühl der Dringlichkeit. Die Darstellung der Zwischenergebnisse durch die Secure Chain machte den Fortschritt zudem sehr greifbar. Ebenfalls hilfreich war das Engagement der Endverantwortlichen aus der Wirtschaft. Sie haben aktiv mitgewirkt und sich bewusst für ein gemeinsames Tempo entschieden.“ Von entscheidender Bedeutung für diesen gesamten Prozess war die finanzielle Unterstützung durch die Port Alliance Rotterdam, den Nationaal Groeifonds / Digitale Infrastructuur Logistiek (DIL) und die Hafenbehörde Rotterdam.
„Einer der bedeutendsten Veränderungsprozesse in seiner 23-jährigen Geschichte“
Für Portbase ist die Secure Chain einer der bedeutendsten Veränderungsprozesse in seiner 23-jährigen Geschichte. „Innerhalb kurzer Zeit sind wir von etwa 4500 auf über 7000 teilnehmende Parteien gewachsen. Insbesondere für unsere Support- und Vertriebsteams war es eine enorme Herausforderung, all diese Parteien anzubinden und zu unterstützen. Auch die Abhängigkeit von unseren Dienstleistungen hat durch das Wachstum stark zugenommen. Die kontinuierliche Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit unserer Plattform ist nun noch wichtiger als zuvor. Um widerstandsfähig und flexibel zu bleiben, werden wir in Zukunft noch mehr in diesen Bereich investieren.“
„Das Modell der Secure Chain kann uns auch in Zukunft einen großen Nutzen bringen“
Der nächste Schritt in der Secure Chain ist die Einbindung des Shortsea-Sektors. Möglicherweise lässt sich das Konzept anschließend auch auf andere Bereiche ausweiten. De Graaf: „Als Portbase unterstützen wir schließlich alle niederländischen Häfen.“ Der Geschäftsführer blickt zudem nach vorne. „Ich bin der Meinung, dass ergebnisorientierte Kooperationsformen wie die Secure Chain und zuvor Get Ready for Brexit für die Zukunft viele Chancen bieten.“ Mit seiner neutralen Position und seiner umfassenden Erfahrung übernimmt Portbase – wo dies angemessen ist – gerne eine Vorreiterrolle.
De Graaf sieht bereits die Konturen einer weiteren öffentlich-privaten Zusammenarbeit vor sich. „Wie können wir gemeinsam die Widerstandsfähigkeit der Häfen weiter verbessern? Was halten wir für akzeptabel, wenn Systeme ausfallen? In welche Bereiche möchten Behörden und Wirtschaft investieren, was muss verstärkt oder anders gestaltet werden? Auf der Grundlage von Gesprächen mit öffentlichen und privaten Stakeholdern haben wir von Portbase in Zusammenarbeit mit FERM einen ersten Überblick über die derzeitige Widerstandsfähigkeit der Hafenlogistik erstellt. Für uns ist dies der Ausgangspunkt, um wie in der Secure Chain gemeinsam mit allen Parteien weitere integrale, konkrete und zielgerichtete Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen.“

Bezirksleiter der Seehafenpolizei Rotterdam, Jan Janse
Das Paradebeispiel für öffentlich-private Zusammenarbeit
Jan Janse, Bezirksleiter der Seehafenpolizei Rotterdam, bezeichnet die Secure Chain als das Paradebeispiel für öffentlich-private Zusammenarbeit. „Für mich bedeutet öffentlich-private Zusammenarbeit, dass mehrere Parteien gemeinsam einen Auftrag annehmen, gemeinsam darin investieren und sich, wenn nötig, mit Herzblut dafür einsetzen.“ Bei der Umsetzung der Secure Chain sei genau so vorgegangen worden, stellt er fest. „Und das mit messbaren Erfolgen für die Sicherheit des Hafens und der weiteren Logistikkette.“
Die Wirtschaft hat die notwendigen Veränderungen äußerst engagiert in Angriff genommen, fährt Janse fort. „Es waren jedoch viele Parteien beteiligt, da braucht es einfach Zeit, bis alle Beteiligten sich einig sind. Nicht zuletzt durch die Bemühungen von Bürgermeister Aboutaleb wurde allen klar, dass Maßnahmen erforderlich waren. Nicht mitzumachen war keine Option. Die Reedereien haben daraufhin sehr schnell zugesagt, Maßnahmen zu ergreifen. Portbase hat anschließend eine Lösung entwickelt.“ Der Polizeichef stellt fest, dass die großen Containerterminals nachweislich sicherer geworden sind. Mitarbeiter von Reedereien werden seltener von Kriminellen ins Visier genommen. „Ein Stück weiter in der Kette sind in Zukunft weitere Maßnahmen erforderlich.“
„Wir müssen noch aufmerksamer sein, denn Wasser sucht sich immer den tiefsten Punkt.“
Als nächster Schritt ist es daher begrüßenswert, dass sich die Secure Chain nun auch auf die Einbindung des Shortsea-Sektors konzentriert. „Wir sind uns bewusst, dass sich die Routen verändern. Früher kam Kokain direkt per Deepsea-Schiff aus Südamerika, jetzt wird es erst von Brasilien nach Afrika transportiert. Wir müssen noch stärker auf die Risikolinien achten. Nicht, dass wir derzeit im Shortsea-Sektor bereits viele große Beschlagnahmungen hätten, aber Wasser sucht sich immer den tiefsten Punkt. Natürlich kann man sich als Unternehmen dafür entscheiden, abzuwarten. Viel besser ist es jedoch, sich bewusst zu machen, dass man der Nächste sein könnte, und daher zu beschließen, jetzt zu handeln.“
„Die Bekämpfung von Unterwanderung erfordert mehr als nur die Erfüllung der eigenen Aufgaben“
„In der Port Alliance Rotterdam haben wir gerade gemeinsam neue Vereinbarungen getroffen, um die Widerstandsfähigkeit des Hafens weiter zu stärken“, blickt Janse in die Zukunft. Er stellt fest, dass seit den Anfängen vor einigen Jahren die Fachkompetenz aller Beteiligten in dieser breit angelegten öffentlich-privaten Partnerschaft stark zugenommen hat. „Die derzeit geplanten Maßnahmen sind wesentlich gezielter. Außerdem wird den Partnern zunehmend bewusst, dass die Bekämpfung von Unterwanderung mehr erfordert als nur die Erfüllung der eigenen Aufgaben. Als Polizei würden wir uns in diesem Fall nur mit der Festnahme von Kriminellen befassen. Wir verfügen jedoch auch über ein ganzes Team von Spezialisten, die untersuchen, wie Kriminelle vorgehen. Anschließend beraten sie Unternehmen zu Risiken und zu ergreifenden Maßnahmen. Nirgendwo im Polizeigesetz steht, dass wir dies tun müssen. Erfolge wie die Secure Chain sind notwendig, um gemeinsam festzustellen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

