Die Einführung der Secure Chain ist ein Teilprojekt innerhalb der umfassenden „Uitvoeringsagenda Haven“ (Ausführungsagenda Hafen). Projektleiter Rien van der Steenoven erläutert, was dieses gemeinsame öffentlich-private Programm gegen Unterwanderung beinhaltet und warum die sichere und zuverlässige Freigabe von Importcontainern dabei eine wichtige Komponente ist. „Die Entfernung des Pincodes aus dem Logistikprozess hatte einen extrem positiven Effekt.“
„Der Hafen von Rotterdam ist außerordentlich effektiv und effizient. Waren kommen schnell und kostengünstig nach Europa. Leider wird dies auch von Kriminellen ausgenutzt“, skizziert Van der Steenoven die Situation. „Kriminelle nutzen die gute Organisation der niederländischen Häfen.“ Eine 2019 von der Erasmus-Universität durchgeführte Studie zeigte das Ausmaß und die Art der infiltrierenden (Drogen-)Kriminalität im Rotterdamer Hafen. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, haben öffentliche und private Akteure im Jahr 2020 die Uitvoeringsagenda Haven ins Leben gerufen. Ein Programm das inzwischen strukturell finanziert wird aus dem niederländischen Ministerium für Justiz und Sicherheit erhält. Beteiligt sind die Gemeinde Rotterdam, die Seehafenpolizei, die Staatsanwaltschaft, die Steuerbehörde, FIOD, die Zollbehörde, das regionale Informations- und Expertisezentrum, die Hafenbehörde Rotterdam und Deltalinqs.
Dreigleisig
Van der Steenoven: „In der Uitvoeringsagenda arbeiten wir dreigleisig. Erstens international, indem wir sowohl mit anderen europäischen Ländern als auch mit den Herkunftsländern der Drogen zusammenarbeiten. Das zweite Gleis ist die Eindämmung des Drogenhandels hier im Hafen und in der Stadt. Das dritte Gleis ist das Aufspüren und Festsetzen von Drogenkriminellen.“ Die drei Gleise sind der Rahmen für eine große Zahl von Einzelmaßnahmen. Unter dem Schirm der Uitvoeringsagenda führen die teilnehmenden Parteien 22 verschiedene Projekte mit zahlreichen Unterprojekten durch. „Jeder Teilnehmer ist für einen Teil des Programms verantwortlich und damit auch mitverantwortlich für das große Ganze.“
Digitales Leck abgedichtet
Eine Erkenntnis aus der Erasmus-Studie war, dass böswillige Akteure viel zu leicht an Informationen über bestimmte Container kommen konnten. „Es war viel zu leicht, mithilfe eines Pincodes unter falschen Angaben an einem Terminal einen Container abzuholen“, berichtet Van der Steenoven. Die Einführung der Secure Chain – deren formaler Auftraggeber aus der Uitvoeringsagenda die Hafenbehörde Rotterdam ist – hat dieses digitale Leck bei der Containerfreigabe abgedichtet. „Es ist den Parteien gelungen, den Pincode aus dem Logistikprozess herauszunehmen. Während durch Pincode-Betrug früher große Mengen an Drogen durch den Hafen geschleust wurden, ist dies nun praktisch nicht mehr möglich. Die Entfernung des Pincodes aus dem Logistikprozess hatte einen extrem positiven Effekt.“
Der Projektleiter betont, sehr zufrieden mit der Secure Chain zu sein, bei der das Recht, einen Container abzuholen, über die Dienste von Portbase digital von einem Kettenglied zum nächsten weitergegeben wird. „Das Prinzip ist, dass nur die Personen die Informationen zum Abholen eines Containers bekommen, die diese Informationen benötigen.“
„Bei der Uitvoeringsagenda hatten die Risikocontainer aus Lateinamerika die höchste Priorität“, fährt Van der Steenoven fort. „Aber logischerweise wollen die Parteien in der Logistikkette alle ankommenden Container auf eine einheitliche Weise abfertigen. Ich habe den Eindruck, dass die neue Arbeitsweise auch für die Funktion des Logistiksystem allgemein von Vorteil ist.“ Dieses Logistiksystem vor Unbefugten zu schützen, ist ein schwieriges Unterfangen. „Man könnte es vollständig abdichten, aber dann kommt auch kein Container mehr durch. Der Hafen muss effizient bleiben. Mit der Secure Chain ist dies möglich.“
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Die Uitvoeringsagenda mit der Secure Chain sind hervorragende Beispiele für eine öffentlich-private Kooperation. Van der Steenoven würde sich wünschen, dass den Unternehmen die Wichtigkeit dessen noch bewusster wäre. „In die Sicherheit zu investieren und sich einzubringen ist vorteilhaft für das Unternehmen, denn es gibt weniger Störungen bei den operativen Prozessen, was letztendlich bares Geld spart.“ In der Secure Chain hat die öffentlich-private Kooperation wirklich etwas bewirkt. „Zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Logistikkette ist sicherer und die Container werden reibungsloser abgefertigt.“
Uitvoeringsagenda macht weiter
Van der Steenoven ist nicht naiv. „Wir gehen nicht davon aus, dass wir die Kriminellen gestoppt haben. Die Frage ist, wie sie in Zukunft vorgehen werden. Diese Frage zu beantworten ist ein bisschen so, wie die Ergebnisse der nächsten Lottoziehung vorhersagen zu wollen.“ Die neun Parteien, die zusammen die Uitvoeringsagenda bilden, machen deshalb weiter. „Wir sind erst zufrieden, wenn in den Unternehmen auch die Mitarbeiter unterhalb der Leitungsebene verstehen, dass es sowohl aus gesamtgesellschaftlichem Interesse als auch für das eigene Unternehmen wichtig ist, mitzumachen. Gemeinsam erreichen wir mehr und können etwas bewirken.“